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{"id":1796,"date":"2021-05-08T12:25:45","date_gmt":"2021-05-08T10:25:45","guid":{"rendered":"https:\/\/klausbilland.com\/?p=1796"},"modified":"2021-05-08T12:33:16","modified_gmt":"2021-05-08T10:33:16","slug":"opernhaus-von-gran-canaria","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/klausbilland.com\/2021\/05\/08\/opernhaus-von-gran-canaria\/","title":{"rendered":"Opernhaus von Gran Canaria"},"content":{"rendered":"\n

Schon des \u00d6fteren war ich auf Gran Canaria, meist wegen des Besuches von Opernauff\u00fchrungen der Amigos Canarios de la \u00d3pera \u2013 ACO<\/em><\/strong>. Da w\u00e4hrend der Pandemie aber stets im modernen Auditorium Alfredo Kraus gespielt wurde, weil dieses mit der recht hohen Sitzplatzkapazit\u00e4t von etwa 1.656 Pl\u00e4tzen eine h\u00f6here Auslastung erm\u00f6glicht als das Opernhaus P\u00e9rez Gald\u00f3s mit seinen 1.017 Pl\u00e4tzen, fanden alle Auff\u00fchrungen im Auditorium statt. Bei \u201eLa Cenerentola\u201c im April machte man eine Ausnahme, weil das Auditorium besetzt war. So kam ich in den Genuss, dieses kanarische Kleinod eines Opernhauses in vollem Betrieb zu erleben, freilich nur mit einer Hygieneauflagen-bedingten Zuschauerzahl von etwa 300. <\/p>\n\n\n\n

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Teatro P\u00e9rez Gald\u00f3s<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\n

Schon die wei\u00dfe Fassade des Hauses aus einer stilgerechten Mischung von wei\u00dfem Mauerwerk und Lava-Quadern, also dunkelgrauem Gestein, ist au\u00dfergew\u00f6hnlich und f\u00fcgt sich damit perfekt in den Baustil der Altstadt von Las Palmas, die Vegueta, ein. Was man sich aber bei der Innenausstattung im Zuge einer Renovierung und Erweiterung des B\u00fchnen- und Verwaltungsbaus von 2004-2007 hat einfallen lassen und welch guten Geschmack man dabei entwickelte, das verdient h\u00f6chste Bewunderung! Im ganzen Haus ist hellbraunes Holz zu Wandpanelen, T\u00fcren, in der B\u00fchnenbegrenzung und in den Laufg\u00e4ngen verarbeitet, was sehr viel W\u00e4rme bringt. Dazu passt die scharlachrote klassische Farbe des Parketts, des B\u00fchnenvorhangs sowie der Boxen in den R\u00e4ngen und der Galerie bestens. Auch wurden die herrlichen und mythisch thematisierten Fresken auf den W\u00e4nden des Auditoriums und des Gro\u00dfen Foyers, dem Salon Saint Sa\u00ebns, wieder instandgesetzt. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wenn man durch das Haus geht, zumal der Salon mit seinem schwarz-wei\u00dfen schachbrettgemusterten Boden und den korinthischen S\u00e4ulenkapitellen. Mit diesem Glanz und seiner k\u00fcnstlerischen Bedeutung ist das Teatro P\u00e9rez Gald\u00f3s heute zu Recht die erste Referenz f\u00fcr das kulturelle Leben von Las Palmas de Gran Canaria.<\/p>\n\n\n\n

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Foyer Saint Sa\u00ebns<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\n

Das Haus hat eine lange Geschichte. Am 6. Dezember 1890 \u00f6ffnete es seine Pforten noch als Teatro Tirso de Molina. Mitte es 19. Jahrhunderts stellte die Gemeinde Las Palmes fest, dass man ein neues Theater brauchte, weil das alte Teatro Cairasco von 1845 Bauf\u00e4lligkeiten aufwies. So bildete sich 1866 eine Aktion\u00e4rsgesellschaft, die alle im Zusammenhang mit einem neuen Theaterbau entstehenden Fragen in Angriff nahm, nat\u00fcrlich auch das Thema der Sponsoren und gro\u00dfz\u00fcgigen Spender. Man beschloss, das Haus am Rande der Altstadt direkt am Meer zu bauen, was einige Aufregung in der Stadtbev\u00f6lkerung verursachte, die sofort den Namen \u201eTeatro Acu\u00e1tico\u201c kreierte, also das \u201eWassertheater\u201c. Francisco Jare\u00f1o Alarc\u00f3n (1818-1892) aus Madrid wurde als Architekt bestellt, und sein Vertrag wurde am 22. Mai 1869 (immerhin an Richard Wagners Geburtstag!) genehmigt. <\/p>\n\n\n\n

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Saal des Teatro P\u00e9rez Gald\u00f3s<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\n

1888 beschleunigte man die Bauarbeiten, um die Oper spielbereit zu haben f\u00fcr den ber\u00fchmten Tenor Roberto Stagno (1840-1897) – er sang 1890 den ersten Turiddu \u00fcberhaupt- der auf der Durchreise nach S\u00fcdamerika – ich vermute zum Teatro Col\u00f3n in Argentinien – mit seinem Dampfer zum Bunkern halten musste. Man wollte neben der f\u00fcr Gran Canaria k\u00fcnstlerischen Sensation bei dieser Gelegenheit mit einem Recital auch Geld sammeln f\u00fcr das noch nicht fertige Theater, das kurzerhand provisorisch in einen Konzertsaal verwandelt wurde. Aber es geschah ein furchtbares Ungl\u00fcck, als ein italienisches mit einem franz\u00f6sischen Schiff im Hafen de la Luz mit 55 Toten verungl\u00fcckte und man kurzerhand entschloss, die Einnahmen den Verwundeten und Familien der Opfer zu \u00fcberlassen. Zu Ehren des auch in Gran Canaria \u00fcberaus beliebten Tenors gibt es nun eine Plaza Stagno.<\/p>\n\n\n\n

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Im Foyer<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\n

1890 er\u00f6ffnete das Theater Tirso de Molina dann offiziell mit \u201eLa traviata\u201c und wurde elf Jahre sp\u00e4ter anl\u00e4sslich der erfolgreichen Premiere der \u201eElectra\u201c, eines Schauspiels in f\u00fcnf Akten des spanischen Schriftstellers Benito P\u00e9rez Gald\u00f3s (1843-1920) im Jahre 1902 nach diesem benannt, ein Jahr nach der Urauff\u00fchrung in Madrid. In der Nacht des 28. Juni 1918 zerst\u00f6rte ein Gro\u00dfbrand die gesamte Holzstruktur des Theaters. Der Architekt Miguel Mart\u00edn Fern\u00e1ndez de la Torre f\u00fchrte von 1925-28 die Wiederaufbauarbeiten durch. Sein Bruder N\u00e9stor, K\u00fcnstler und Maler, gestaltete die Innenausstattung, zu denen die bedeutenden Fresken im Salon Saint-Sa\u00ebns, der Plafond \u00fcber dem Parkett, die B\u00fchnenumrahmung und der Vorhang z\u00e4hlen. Das ist noch heute herrlich zu bewundern. Am 28. Mai 1928 wurde das Teatro P\u00e9rez Gald\u00f3s mit Verdis \u201eAida\u201c wiederer\u00f6ffnet. Der Bau wurde 1994 von der Regierung von Gran Canaria zum \u00d6ffentlichen Kulturgut (BIC) und Monument erkl\u00e4rt. Meines Erachtens sollte auch die UNESCO einmal einen Blick darauf werfen.<\/p>\n\n\n\n

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Das Haus zu fr\u00fcheren Zeiten<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\n

Im Jahre 2004 begann eine wesentliche Renovierung mit einer Erweiterung des Theaters, in deren Rahmen ein ganz neues B\u00fchnenhaus errichtet wurde sowie ein Anbau f\u00fcr die Werkst\u00e4tten und Verwaltungsr\u00e4ume. Im Zuschauerbereich wurde nicht an Fantasie gespart, ja sogar ein kleines Museum hinter einer Scheibe mit Artefakten aus alten Zeiten etabliert. Nat\u00fcrlich durfte da eine B\u00fcste von Alfredo Kraus nicht fehlen. Der Saal erstrahlt nun in beeindruckendem Glanz. Mit den Versch\u00f6nerungen im alten Haus und den baulichen Erweiterungen wollte man den Romantizismus des 19. Jahrhunderts mit den technologischen Neuerungen des 21. Jahrhunderts verbinden. Das ist meines Erachtens vollst\u00e4ndig gelungen und macht das Teatro P\u00e9rez Gald\u00f3s heute zu einem der am besten ausgestatteten Opernh\u00e4user Spaniens. <\/p>\n\n\n\n

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Fresken \u00fcber dem B\u00fchnenportal<\/figcaption><\/figure><\/div>\n\n\n\n

Zur Wiederer\u00f6ffnung am 14. April 2007 f\u00fchrte das das Orquesta Filarm\u00f3nica de Gran Canaria<\/em> unter der Leitung seines Chefdirigenten Pedro Halffter Beethovens 9. Symphonie auf. Dazu gab es eine Woche mit verschiedenen Programmen, wobei auch das Orchester des Mariinsky-Theaters aus Sankt Petersburg unter Valery Gergiev zum Einsatz kam. Vom 17. bis 22. April folgte unter Gergievs Leitung mit der bekannten Sankt Petersburger Inszenierung eine vollst\u00e4ndige Auff\u00fchrung von Wagners Tetralogie \u201eDer Ring des Nibelungen\u201c, auch um zu zeigen, \u00fcber welche technischen und szenischen Kapazit\u00e4ten das Haus nun verf\u00fcgt. Damit wurde das Teatro P\u00e9rez Gald\u00f3s auch das erste Haus in Spanien, das den \u201eRing\u201c in nur einer Woche auff\u00fchrte!   <\/p>\n\n\n\n

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Schon des \u00d6fteren war ich auf Gran Canaria, meist wegen des Besuches von Opernauff\u00fchrungen der Amigos Canarios de la \u00d3pera \u2013 ACO. 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